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Es bleibt spannend: Sperriges zum Advent
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Jesaja 45,1-25:1 So spricht der HErr zu Kyrus, seinem Gesalbten, den er an der rechten Hand gefaßt hat, um ihm die Völker zu unterwerfen, um die Könige zu entwaffnen, um ihm die Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten:
2 Ich selbst gehe vor dir her und ebne die Berge ein. Ich zertrümmere die bronzenen Tore und
zerschlage die eisernen Riegel.
3 Ich gebe dir verborgene Schätze und Reichtümer, die im Dunkel versteckt sind. So sollst du
erkennen, daß ich der HErr bin, der dich bei deinem Namen ruft, ich, Israels Gott.
4 Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei
deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne daß du mich kanntest.
5 Ich bin der HErr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel
angelegt ohne daß du mich kanntest,
6 damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, daß es außer mir keinen
Gott gibt. Ich bin der HErr, und sonst niemand.
7 Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil.
Ich bin der HErr, der das alles vollbringt.
8 Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, laßt Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und
bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der HErr, will es vollbringen.
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Tauet, Himmel, den Gerechten, / Wolken, regnet ihn herab! / rief das Volk in bangen Nächten, /
dem Gott die Verheißung, / einst den Mittler selbst zu sehen / und zum Himmel einzugehen, /
denn verschlossen war das Tor, / bis der Heiland trat hervor.
(nach Michael Denis 1774)
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9 Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. Sagt denn
der Ton zu dem Töpfer: Was machst du mit mir?, und zu dem, der ihn verarbeitet: Du hast kein
Geschick?
10 Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugtest du mich?, und zur Mutter: Warum brachtest
du mich zur Welt?
11 So spricht der HErr, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mir etwa Vorwürfe
machen wegen meiner Kinder und Vorschriften über das Werk meiner Hände?
12 Ich habe die Erde gemacht und die Menschen auf ihr geschaffen. Ich habe den Himmel
ausgespannt mit meinen Händen, und ich befehle seinem ganzen Heer.
13 Ich habe ihn (Kyrus) aus Gerechtigkeit zum Aufbruch veranlaßt. Alle Wege ebne ich ihm. Er
baut meine Stadt wieder auf, mein verschlepptes Volk läßt er frei, aber nicht für Lösegeld oder
Geschenke. Der HErr der Heere hat gesprochen.
14 So spricht der HErr: Die Ägypter mit ihren Erträgen, die Kuschiter mit ihrem Gewinn und die
großgewachsenen Sebaiter werden zu dir kommen und dir gehören; in Ketten werden sie hinter
dir herziehen. Sie werfen sich nieder vor dir und bekennen: Nur bei dir gibt es einen Gott, und
sonst gibt es keinen.
15 Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott. Israels Gott ist der Retter.
16 Schmach und Schande kommt über sie alle, die Götzenschmiede geraten in Schande.
17 Israel aber wird vom HErrn gerettet, wird für immer errettet. Über euch kommt keine Schande
und Schmach mehr für immer und ewig.
18 Denn so spricht der HErr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und
gemacht hat - er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum
Wohnen gemacht -: Ich bin der HErr, und sonst niemand.
19 Ich habe nicht im Verborgenen geredet, irgendwo in einem finsteren Land. Ich habe nicht zum
Geschlecht Jakobs gesagt: Sucht mich im leeren Raum! Ich bin der HErr, der die Wahrheit
spricht und der verkündet, was recht ist.
20 Versammelt euch, kommt alle herbei, tretet herzu, die ihr aus den Völkern entkommen seid.
Wer hölzerne Götzen umherträgt, hat keine Erkenntnis, wer einen Gott anbetet, der niemanden
rettet.
21 Macht es bekannt, bringt es vor, beratet euch untereinander: Wer hat das alles seit langem
verkündet und längst im voraus angesagt? War es nicht ich, der HErr? Es gibt keinen Gott außer
mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott.
22 Wendet euch mir zu, und laßt euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde;
denn ich bin Gott, und sonst niemand.
23 Ich habe bei mir selbst geschworen, und mein Mund hat die Wahrheit gesprochen, es ist ein
unwiderrufliches Wort: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir
schwören:
24 Nur beim HErrn - sagt man von mir - gibt es Rettung und Schutz. Beschämt kommen alle zu
ihm, die sich ihm widersetzten.
25 Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen Ruhm durch den HErrn.
Kyrus, König der Meder und Babels, erscheint als Werkzeug in der Hand JHWHs. Ein für Israel
ungewöhnlicher, neuer Gedanke. Befremdend, weil von diesem Kyrus auch gesagt wird, er kenne
JHWH überhaupt nicht. Ein Fremder also im Auftrag JHWHs und das zum Heil des Volkes
Israel. Kann das gutgehen?
Es erscheint jedenfalls ziemlich einfach:
JHWH geht vor ihm her,
ebnet ihm die Berge ein,
zertrümmert Tore und Riegel,
gibt ihm versteckt gelegene Schätze,
lässt ihn erkennen: "Ich bin der HErr", der ihn um Israels Heils willen berufen hat und der der
einzig mögliche Gott ist.
Aber so einfach kann es doch nicht sein -
JHWH ist doch nicht der Gott des Kyrus. Das zeigt uns auch die liturgische Leseordnung der
katholischen Kirche, die sich gegen diesen Eindruck richtet: Am Mittwoch der dritten
Adventswoche sind aus der vorgesehenen Lesung aus dem fünfundvierzigsten Kapitel des
Jesajabuches alle Bezugstellen auf Kyrus und jegliche Nennung seines Namens gestrichen. Eine
- wie ich mir erhoffe: nicht nur für die Alttestamentler - unzumutbare Steinbruchexegese, die
alles unter das Thema stellt: Was im Alten Testament verheißen wird, geht im Neuen Testament
in Erfüllung.
Ja, ich wehre mich hier gegen die Leseordnung um des Propheten willen, der aus dem dritten Teil
des Jesajabuches redet. Um der vollständigen Verkündigung willen, auch wenn sie Rätsel
aufwirft; denn ich habe als Theologe gelernt - frei nach Paulus - dass wir das Wort zu
verkündigen haben, komme es gelegen oder ungelegen. Schließlich waren die alttestamentlichen
Propheten nicht umsonst so unbequeme, streitbare Kerle. Wir dürfen sie nicht einebnen und
harmonisieren, auf ihre Ecken und Kanten verzichten. Und dass JHWH durch einen fremden
König wirken wollte, das konnten gute Israeliten nicht so einfach glauben außer natürlich
diejenigen, denen Kyrus politisch in den Kram passte.
So ergreift JHWH selbst das Wort, um zu klären:
Um meines Knechtes Jakob willen, um Israel, meines Erwählten willen,
habe ich dich - Kyrus - bei deinem Namen gerufen. (Jesaja 45,4)
und weiter:
Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken lasst Gerechtigkeit regnen!
Die Erde tue sich auf und bringe das Heil.
Ich der Herr will es vollbringen! (Jesaja 45,8)
Unser christliches
Adventslied von den Himmeln, die den Gerechten wie Tau auf die Erde senden sollen, stellt die Worte
aus dem Jesajabuch unter ein rein neutestamentliches, erfüllungsorientiertes Verständnis.
Denn das Lied besingt nicht das Handeln JHWH, sondern rückt uns in die Nähe des
alttestamentlichen Gottesvolkes, das das erste Kommen des Messias noch immer erwartet. Für
nachösterliche Christgläubige eine unmögliche Haltung, wir erwarten das zweite Kommen Jesu
Christi. Israel ist nicht Kirche Kirche ist nicht Israel. Dieses Lied drängt zu einer weiteren
theologischen Auseinandersetzung: Wessen Handeln steht aus?
Im Buch des Propheten Jesaja geht es um JHWH, der sich des Kyrus bedient, um seines eigenen
Volkes willen. Wir stehen vor der Rätselhaftigkeit des siebten Verses:
"Ich erschaffe das Licht
und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der HErr, der alles
vollbringt."
Wir wissen nicht, ob Gott auch dafür verantwortlich zu machen ist. Sein Ziel und
sein Weg scheinen umso klarer auf:
"Ich, der HErr, will Gerechtigkeit vollbringen.
Ich habe die Erde geschaffen.
Ich habe den Himmel ausgespannt.
Ich habe Kyrus zum Aufbruch veranlasst aus Gerechtigkeit."
Dieser Gott JHWH kennt aber seine Pappenheimer: Kein willenloses, sofort gläubiges Volk,
sondern gleichsam der Ton, der den Töpfer anklagen will. Das heißt: Die Menschen verklagen
Gott dafür, selbst so schwach und fehlerbehaftet zu sein, am Ende doch ein Schöpfungsfehler
und damit dem Untergang geweiht? Störrische Menschen stellen also Gott selbst in Frage, weil
sie ihre eigenen Fehler, ihre Unbeholfenheiten, ihre Grenzen erleiden und erkennen. Ja, sie gehen
so weit, sich zu beschweren, überhaupt gezeugt und geboren worden zu sein - freilich zu spät.
Haben wir mit Gott gerechtet wegen unserer Fehler und Mängel? Haben wir uns auch schon über
unser Leben beschwert? Die Zweifelnden suchen ihr Heil, und der einzige Gott hat gesprochen:
Versammelt euch, kommt alle herbei,
tretet herzu, die ihr aus den Völkern entkommen seid. (Jesaja 45,20)
Außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott (Jesaja 45,21c).
Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen Ruhm durch den Herrn (Jesaja 45,25):
Sie und du und hoffentlich auch ich:
Maranatha, komm o Herr, es bleibt spannend mit dir, Gott!
Die Predigt wurde gehalten in einem Wortgottesdienst mit Studierenden in der zweiten Adventswoche. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen
die Perikopen aus dem Jesajabuch: Jesaja: 4,2-5,7; 26,2-19 und 45,1-25.
Die Lesung von Jesaja 45 wurde an zwei Stellen durch Akklamation unterbrochen:
Nach Vers 6 wurde gesungen: "Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang" sowie nach Vers 8 die erste Strophe des Adventsliedes "Tauet Himmel den Gerechten".
© Werner Müller-Geib
Schreiben Sie an mueller-geib@predigthilfe.de
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